Auch nach dem Tod von Tina Turner lebt ihre Geschichte weiter. In enger Zusammenarbeit entstand vor einiger Zeit die Stage Entertainment Eigenproduktion „TINA – Das Tina Turner Musical“, die aktuell im Stage Apollo Theater in Stuttgart zu sehen ist – es ist die einzige Show, die ohne Weichzeichner ganz offen ihr Leben erzählt – mit allen Höhen und eben auch Tiefen. Musical-Star Aisata Blackman spielt die unvergessene Musikikone herausragend – und das mit unglaublich viel Ehrgeiz. Hinter den Kulissen des Musicals trafen wir sie Backstage zum großen Interview. Darin spricht die Darstellerin offen über die Herausforderungen der Rolle und über ihr Vorbild Tina Turner.
Musicalpuls.com: Was verbindet dich mit Tina Turner?
Aisata Blackman: „Ihre Geschichte ist sehr, sehr inspirierend, muss ich sagen. Ich bin nicht unbedingt aufgewachsen mit ihrer Musik. Mit der Musik von Tina Turner in Berührung gekommen bin ich ab dem Song „Whats Love Got to do with it.“ Die Geschichte mit Ike und ihre Musik, die sie damals gemacht haben, kannte ich nicht. Als ich mich 2020 für die Rolle beworben hatte, habe ich mich sehr interessiert für Tina Turner, weil sie so eine Powerfrau ist. Sie ist eine Inspiration. Allein die Energie, mit der sie auf der Bühne stand, wie sie tanzte.. Meine Verbindung zu Tina Turner ist das Kreative und die Kraft, durchzuhalten.“
Musicalpuls.com: Wie ist es denn für dich, so eine Ikone performen zu dürfen?
Aisata Blackman: „Super (lacht)! Nicht nur, weil sie so eine Ikone ist. Das Stück ist sehr gut geschrieben. Die Rolle fordert alles, auch im Schauspiel. Das Stück hat Tiefe, es ist keine oberflächliche Geschichte und ich kann sehr viel von meiner Stimme zeigen. Diese Rolle zu spielen ist mega, sie fordert mich dahingehend, dass ich auch daran wachse. Die Rolle wird nie langweilig. Jeden Abend gibt es auf der Bühne etwas Besonderes zu entdecken.“
Musicalpuls.com: Was ist die größte Herausforderung an der Rolle?
Aisata Blackman: „Alles! Für die Leute, die die Show noch nicht gesehen haben – die Show geht drei Stunden. Bis auf die Pause gibt es nur ein paar Momente, wo ich nicht auf der Bühne bin. Das heißt, es ist wirklich ein Marathon, wo man erst am Ende Zeit zum Atmen hat. Es gibt mehr als 20 Songs von Tina, die ich singe und wo ich Power geben muss. Es gibt auch sehr viele Kampfszenen, weil sie ein sehr bewegendes Leben mit ihrem Ehemann hatte. Und obwohl diese Kampfszenen fake sind und wir einander nicht wehtun, ist es sehr herausfordernd. Wir haben vor jeder Show einen Fightcall, bei dem diejenigen, die gerade Tina und Ike spielen, nochmal die Bewegungen durchgehen, weil man sich natürlich nicht verletzen will. Das dauert ungefähr fünfzehn, zwanzig Minuten. Danach bin ich immer erstmal so müde, weil das so intensiv ist. Die Kampfszenen sind im Stück im ersten Akt verteilt und dann gibt es auch ganz viele Choreographien, denn Tina Turner war nicht nur eine großartige Sängerin, sondern sie hat auch getanzt. Die Herausforderung ist, dass sie immer alles gab, also muss auch ich alles geben – in Gesang, Tanz und Schauspiel. Hinzu kommt auch noch diese emotionale Achterbahnfahrt ihrer Lebensgeschichte. Das alles zusammengenommen ist eine Herausforderung und das Abend für Abend zu machen, ist anstrengend.“
Musicalpuls.com: Was reizt dich an der Rolle am meisten?
Aisata Blackman: „Ich finde es so schön, wenn in der Show zwischen mir und meinen Kollegen ehrliche und schöne Momente entstehen. Das ist nicht immer so. Wir liefern natürlich immer eine gute Show, aber manchmal macht jemand vielleicht eine Sache etwas anders und du bekommst das mit, der Funke springt über und es entsteht etwas Neues. Das finde ich sehr schön. Das Finale – das ist mein Favorite-Part of the Show. Da darf ich die vierte Wand durchbrechen, mit dem Publikum interagieren und das mach ich auch – das ist eine große Feier. Wir feiern im Finale das Leben, da sie nach allen Härten endlich Erfolg hat. Ich habe am Schluss immer das Gefühl, dass alle ‚ready to Party with us‘ sind. Ich glaube, das ist so, weil das so gut geschrieben ist – meiner Meinung nach. Du merkst jeden Abend, dass das Publikum dabei ist, ihren Erfolg miterlebt und diesen feiert.“
Musicalpuls.com: Jetzt ist Tina Turner ja leider vor einigen Monaten gestorben. Wie hast du auf ihren Tod reagiert? Du hast sie zu dem Zeitpunkt ja schon im Musical gespielt.
Aisata Blackman: „Wir waren zu dem Zeitpunkt auf der Bühne. Meine Kollegen haben das während der Show mitbekommen und mir wirklich nichts davon gesagt. Ich habe gespürt, dass es mehr Emotionen gab und dachte, ‚Wow, meine Kollegen sind heute schön intensiv in der Geschichte drin‘. Am Ende kam die offizielle Nachricht von unserem Chef, der auf die Bühne kam. Er sagte dem Publikum, dass sie verstorben ist., Da war eine Leere in mir.“
Musicalpuls.com: Hat sich nach dem Tod von Tina Turner etwas in dir verändert, wenn du die Rolle spielst?
Aisata Blackman:
„Ich glaube, dass man es noch mehr schätzt, diese Rolle zu spielen und noch stärker die Wichtigkeit versteht, ihre Geschichte weiterzuerzählen.“Musicalpuls.com: Tina Turner ist ja auch nach ihrem Tod für junge Künstler und auch für erfahrene Künstler wie dich ein riesiges Vorbild. Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, solch ein großes Vorbild zu haben?
Aisata Blackman: „Das ist immer wichtig. Du musst immer ein Vorbild haben. Du brauchst etwas, worauf du hin arbeiten und dich verbessern kannst, auch wenn du vielleicht nie dasselbe wie dein Vorbild erreichen wirst. Das ist sehr wichtig für jeden – in jedem Fach.“
Musicalpuls.com: Was ist dein Lieblingssong von Tina?
Aisata Blackman: „Meine All-Time-Favorites von Tina sind die Songs „I Don’t Wanna Loose You“ und „Steamy Windows“. Im Stück gibt es so viele schöne Songs, aber ich denke, es muss „Simply the Best“ sein. Nicht nur der Song ist toll, sondern er markiert im Stückgenau den Punkt, an dem Tina Turner endlich Erfolg hat. Ich kann loslassen, das Publikum genießt es und hat den ganzen Abend auf „Simply the Best“ gewartet. Deswegen ist es mein Lieblingslied.“