Mit dem Musical „Romeo & Julia“ inszenierten das musikalische Erfolgsduo Peter Plate und Ulf Leo Sommer den altbekannten Shakespeare-Stoff neu. Es ist nach „Ku’damm 56“ bereits das zweite Musical, das sie im Theater des Westens erfolgreich auf die Bühne bringen. Nun besuchten auch wir das Stück, das kontrastreicher kaum sein könnte.
Handschrift von Peter Plate und Ulf Leo Sommer sehr deutlich
Gleich zu Beginn trauen sich die Macher was. So beginnt „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ mit dem tragischen Tod des berühmten Paares – ehe die Zeit zurückgespult und die Geschichte von vorne erzählt wird. Zudem ist die Handschrift von Peter Plate und Ulf Leo Sommer sehr deutlich zu erkennen, wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glatt denken, Rosenstolz ist zurück (das dürfte vor allem den Fans des inzwischen auf eigenen Wege gehendem Duo sehr gefallen!). Oft fühlt sich die Inszenierung fast wie ein Pop-Konzert an, ein starker Song jagd den Nächsten.
Originaltexte, Operette und Rap
Gesprochen wird dabei wenig, wenn dann sind es meist die Originaltexte von Shakespeare in der Originalübersetzung von August Wilhelm Schlegel. Neben einigen Rap-Parts als totalen Kontrast, „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ gibt es auch einige Operetten zu hören, die vom Todesengel performt werden (diesen mimte bei unserem Besuch Marco Fahrland, der seinen Kollegen Nils Wanderer toll vertrat).
„Romeo & Julia“ ist der modernen Zeit angepasst
Keine Frage, das Musical fällt sehr modern aus und nimmt sich dabei einige Freiheiten. So ist Mercutio, der bei unserem Besuch großartig von Edward R. Serban gespielt wurde, homosexuell – und in Romeo verliebt. Allgemein schaffen es die Verantwortlichen, bei dem Stück mit der Zeit zu gehen und den altbekannten Stoff neues Leben einzuhauchen.
Steffi Irmen überragt als Amme
Daran hat vor allem Szenendieb Steffi Irmen großen Anteil, die in ihrer Paraderolle als Amme glänzt – und sich dabei erstaunlich vielseitig zeigt. Die meiste Zeit zeigt sie die urkomische Seite der Figur (mit genialen Mimiken!), anderermals mit ihrer erstklassigen Stimme in ruhigeren Tönen. Sie hat zudem die Aufgabe, gleich zwei Songs Solo zu performen: „Hormone“ und „Jung sein“. Bei letztgenanntem Lied erzielte sie den größten Applaus – keine Frage, sie wurde in diesem Jahr zurecht als „Beste Darstellerin in einer Nebenrolle“ beim „Deutschen Musical Theater Preis“ nominiert. Fans von Steffi Irmen bekommen übrigens Nachschlag – in „Die Amme“ kehrt sie für eine einmalige Vorstellung in die Rolle zurück.
Auch SIE spielen stark auf
Und auch Anthony Curtis Kirby als Pater Lorenzo überzeugte uns sehr. Er schafft es, sowohl mit Rap-Parts als auch gefühlvollen Songs sowie einer grandiosen schauspielerischen Leistung zu überzeugen. Als vor allem gesanglich sehr stark erweist sich zudem Yasmina Hempel als Julia – für Paul Csitkovics ist es da nicht leicht, mitzuhalten. Dennoch macht er seine Sache ohne Frage gut. Die Darsteller harmonieren zudem hervorragend. Ganz großes Highlight ist dabei das Duett „Lass es liebe sein“, bei dem Glühbirnen an Seilen herunterkommen (eine weitere interessante Parallele ist hier, dass eben dieses Lichtermeer auch im Musikvideo zu „Liebe kann uns retten“ von Roland Kaiser vorkommt – bekanntlich schrieb Peter Plate genau diesen Song). „Lass es Liebe sein“ ist dabei neben immer wieder im Stück vorkommenden Song „Liebe ist alles“ der zweite Rosenstolz-Hit, der für das Musical neu interpretiert wurde.
Bühnenbild mit Luft nach oben, Choreographien Spitzenklasse
Der Kreis aus herunterkommenden Seilen stellt ein immer wieder kehrendes Element des Bühnenbildes dar, dass sehr schlicht ausfällt. Das machen die erstklassigen Choreographien jedoch locker wieder wett – was auch am stark aufspielenden Ensemble liegt, die allesamt ebenfalls eine tolle Leistung abliefern.
Finale mit deutlicher Botschaft
Zum Finale wird „Lass es Liebe sein“ noch einmal performt, der ganz stark von Steffi Irmen als Erste angesungen wird. Dazu folgen als grandioser Abschluss des Musicals noch einmal „Liebe ist alles“, „Es lebe der Tod“ und „Der Krieg ist aus“, der das Finale einläutet. Währenddessen wechseln alle Darsteller übrigens in zivile Kleidung – damit werden Kriege deutliche angepragert, die immer wieder auf der Erde toben. Aber eines ist gewiss: „Liebe ist alles“!