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Rolf Zuckowski über die „Weihnachtsbäckerei“, das Musical und was ihm das Fest der Liebe bedeutet

Er ist die Stimme, die Kinder seit Generationen hören: Rolf Zuckowski. Mit Liedern wie „Wie schön, dass du geboren bist“ oder eben auch „In der Weihnachtsbäckerei“ machte sich der Liedermacher untersterblich. Dabei spricht er mit Liedern wie „Ich schaff das schon“ aber auch immer wieder Erwachsene an. 2018 wurde von Martin Lingnau und Hanna Kohl im Hamburger Schmidts Tivoli mit „Die Weihnachtsbäckerei“ ein Musical geschaffen, dass Fans aller Altersgruppen begeistert. Doch wie entstand der Titelsong „In der Weihnachtsbäckerei“ eigentlich? Im exklusiven Interview mit www.musicalpuls.com verrät der herzliche Musiker die Entstehung und warum ihm das Weihnachtsfest so viel bedeutet.

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musicalpuls.com: Das Musical „Die Weihnachtsbäckerei“ ist in der Adventszeit fest gesetzt in Hamburg, nun kommt es erstmals auch in andere Städte. Wie entstand dieses und wer hatte die Idee?

Rolf Zuckowski: „Martin Lingnau. Er ist sehr bekannt in der Szene, weil er das erfolgreichste deutsche Musical überhaupt geschrieben hat – die „Heiße Ecke“. Das wissen viele vielleicht nicht. Aber er hat auch wunderbare Kindermusicals in Hamburg gemacht, wie „Räuber Hotzenplotz“. Er rief mich vor sechs Jahren an und sagte, er würde gemeinsam mit Hanna Kohl aus der Weihnachtsbäckerei gerne ein Musical machen. Wir kannten uns schon durch die anderen Musicals, hatten aber noch nicht zusammengearbeitet. Ich hab ihm gesagt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie er aus diesem kleinen Bäckerlied etwas Großes machen will. Er sagte, er hätte so seine Idee. Es dauerte gar nicht lange, dann hatte er mir das Gerüst für das Musical vorgestellt. Ich hab ihm dann gesagt, dass er auf einem sehr guten Weg wäre – „Musicals sind eine Dimension, da kennst du dich aus“ – und dass es wichtig für mich sei, dass es für die Erwachsenen auch besinnliche Momente in dem Stück gibt – eine Einstimmung auf Weihnachten – und eben ein Familienmusical.

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musicalpuls.com: Wie sind Sie überhaupt auf „In der Weihnachtsbäckerei“ gekommen?

Rolf Zuckowski: „Wir sind eine Familie, in der meine Frau mit den Kindern immer sehr gerne gebacken hat. Aber unsere Küche ist so klein, dass ich immer nur zugucken konnte. Ich passte da wirklich nicht mit rein. Ich bin aber 1986 aus Bochum von einem Konzert gekommen und habe am Autotelefon gehört: ‚Wir backen hier zuhause‘. Da habe ich gedacht, ’na prima, ich bekomme Zuhause frisch gebackene Plätzchen!‘. Ich habe mir dann tatsächlich während der Fahrt von Bochum nach Hamburg das Lied ausgedacht und laut vor mich hingesungen. Und weil ich kein guter Bäcker bin, habe ich auch ein paar merkwürdige Dinge getan, wie beispielsweise Milch besungen – reimt sich wunderbar auf Knilch, gehört aber wie ich später erfuhr, nicht unbedingt in die Plätzchen rein. Der Spaß an diesem Rezept, das nun mal kein richtiges ist, macht glaube ich auch den Erfolg des Liedes aus.“


musicalpuls.com: Wie ist das heute in Ihrer Familie? Werden immer noch Plätzchen gebacken?

Rolf Zuckowski: „Meine Frau backt mit den Enkelkindern auf jeden Fall. Der Jüngste ist jetzt zweieinhalb Jahre – ob der schon ein bisschen mithelfen kann, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Sie backt nach wie vor gerne mit unseren beiden Jungs, die sind jetzt zehn und dreizehn Jahre alt. Und beide mögen das sehr gerne. Backen ist bei uns Familientradition.“

musicalpuls.com: Wie verbringen sie die Weihnachtszeit?

Rolf Zuckowski: „Ich spiele keine eigenen Konzerte, aber ich bin in viele Dinge eingebunden. Beispielweise Chöre, bei denen ich ein paar Lieder singe und die ich fördere – aber auch Seniorenheime, wo ich die Weihnachtsfeiern mitgestalte, dazu kommen ein paar Medienereignisse. So zum Beispiel die TV-Spenden-Show „Ein Herz für Kinder“. Mein Kalender ist so voll, wie ich es eigentlich gar nicht mehr wollte. Aber alle Anfragen sind so voller Zuneigung. Da sagt man dann auch nicht ‚Nein‘ – das fällt mir nach wie vor ein bisschen schwer. An Weihnachten rücken wir alle so gut es geht zusammen. An Heiligabend kommt meine Tochter mit ihrem Mann und den Kindern, nachdem sie bei sich zuhause die eigene kleine Bescherung gestaltet hat – sie wohnt nicht weit weg von uns. Dazu kommt unser älterer Sohn Alexander, der alleine in Berlin lebt. Er ist auch ein erfolgreicher Songwriter. Mit ihm kann man wunderbar gemeinsam singen und Gitarre spielen. Am ersten Weihnachtstag kommt dann noch unserer jüngerer Sohn mit Frau und Enkelkind zu uns. Es ist ein Familienfest, wie kein anderes im Jahr. Es geht auch irgendwie noch mehr zu Herzen als ein Geburtstag, weil man die Tradition spürt und am Tannenbaum an die Menschen denkt, die nicht mehr da sind. Dennoch sind sie einem irgendwie an dem Tag noch nah, weil man sie spürt – und man hat die nächste Generation an der Hand. Das geht halt sehr zu Herzen, deswegen liebe ich das Fest schon sehr. Ich weiß auch, dass Weihnachten vielen Menschen das Herz schwer macht, weil sie dieses Familienbeisammensein gerne hätten. Da kann man oft nicht mehr viel anbieten, als zu Veranstaltungen zu gehen, wo ein bisschen Stimmung aufkommt. Das können Konzerte, Theaterbesuche oder eben auch Musicals sein. Aber ganz kann man ihnen nicht geben, was ihnen abhandengekommen ist. Liebe Menschen, mit denen man verbunden war, sind nun einmal irgendwann nicht mehr da. Deswegen weiß ich es sehr zu schätzen, dass wir so Weihnachten feiern können.“


musicalpuls.com: Ihre Lieder stecken oft voller wichtiger Botschaften. Was ist Ihre Intuition, was möchten Sie mit ihren Liedern erreichen?

Rolf Zuckowski: „Ehrlich gesagt wollte ich zuerst immer mir selbst eine Freude machen. Und wenn man beim Ausdenken eines Liedes spürt, dass ‚tut mir richtig gut‘ – entweder weil es sehr lustig ist, oder weil es mich berührt – weil da Gedanken drin sind, die mir durchaus schonmal eine Träne in die Augen treiben. Dann weiß ich: Das wird auch anderen so gehen. Ich glaube die Bandbreite, die meine Lieder erreicht haben, geht von Liedern die Mut machen, wie „Ich schaff das schon“, gemeinschaftsbildend wie „Wir sind gemeinsam unterwegs“, oder auch Lieder zum Abschiednehmen wie „Drüben“, das inzwischen auch auf vielen Trauerfeiern gesungen wird, Geburtstagfeiern, wo man sich freut, dass man geboren ist und hoffentlich auch heil durchs Leben kommt. Ich glaube, Musik kann in vielen Lebenssituationen helfen, das Leben zu schätzen. Das ist vielleicht meine Hauptbotschaft. Wenn es einem mal wirklich schlecht geht, kann Musik vielleicht nicht helfen. Aber viele Menschen sagen mir, dass sie wieder auf die Beine gekommen sind, weil ein Lied ihnen geholfen hat – in erster Stelle „Ich schaff das schon“.

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Keine Frage, die Songs von Rolf Zuckowski bewegen Menschen noch heute überall im Land. Und solch einen tollen Tribut an den Musiker wie das Musical „Die Weihnachtsbäckerei“, in dem rund 20 Weihnachts- und Winterlieder verpackt sind, ist die ideale Einstimmung auf das Fest. Bescheiden betont Rolf Zuckowski gegenüber uns: „Ich bin Martin Lingnau und Hanna Kohl sehr dankbar, dass sie sich das Musical ausgedacht haben, und dass das Schmidts Tivoli jetzt weitere wunderbare Theater wie in Bremen, Duisburg und Berlin motivieren konnte, das Stück ebenfalls zu spilen. Das ist für mich ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin“.

 

Kevin Drewes: